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Windkunstfestival „bewegter wind“ begeisterte tausende Besucher

PB: Preisjury: Britta Ischka, Simone Maria Dietz und Juergen­ Heinz / Foto ©: Reta Reinl
Hinweis: Die Bildrechte zu den Beitragsfotos finden Sie am Ende des Artikels

Finissage und Preisverleihung: Das Haus des Windes ist geschlossen

  1. Windkunstfestival „bewegter wind“ rund um die Zierenberger Warte

In Windeseile ist die Zeit des Windkunstfestivals in Zierenberg vergangen.

Tausende Besucherinnen und Besucher strömten zum Berg. Ohne Eile. Sondern mit Zeit und Muße um von Installation zu Installation zu schlendern und diesen einmaligen Dreiklang von Kunst, Wind und Landschaft in sich aufzunehmen. Von Zeit zu Zeit ein neuer Kunstgedanke, eine neue Landschaftsperspektive und heitere Menschen, die sich miteinander über das Erlebte austauschen. Oder einfach sitzen und Blicke genießen. Frische Blicke, farbige Eindrücke, neue Gedanken.
Zeit braucht man am Berg der Warte. Manche kommen täglich um viele Wetter- und Lichtaspekte mitzubekommen. Besuchende aus anderen Teilen Deutschlands schaffen den Kunstparcours an einem Tag. Man fragt nach dem nächsten Mal. Wo wird das sein? bewegter-wind geht nie an denselben Ort. Zierenberg war der 36. Ort im Windkunstland Nordhessen, an dem Windkunst, Videos, Performances ausgestellt wurden.

Der Wind um die Nase, Kunst und Landschaft vor Augen

Am Sonntag konnte man ein letztes Mal den Moment genießen, ein letztes Mal seine Lieblingsexponate besuchen und sich den Zierenberger Wind um die Nase wehen lassen.
Am Berg lockte die „AIRIS“ von Miki Lazar, eine riesige Iris, die Landschaft und Wind atmet und ein sehr beliebtes Fotomotiv ist. Hinter der Iris tönt der windbetriebene Plattenspieler Yoko Onos „Who has seen the wind“. Gegenüber wehen Christiane ten Hoevel Freiheitsfahnen. An der uralten Weide in der Senke tanzt ein Mobile von Dorothea Kirsch und ein Gong wird geschlagen: „In Abrahams Wurstkessel“. In einem Heckenweg hat Svenja Rehse ihre „Stiches on Peaces“ installiert. Bestickte Taschentücher von Rotzfahne bis klimaberauschend. Im Pavillon „The wind remembers“ der belgischen Künstler Charlotte Dubois und Ali Choupani Nejad kann man zarte Windflötentöne hören. Der Japaner Kotoaki Asano hat feine Fadenteppiche über die Landschaft gelegt, während der Schweizer Heinz Schmid mit „Uppercycling“ den Berg mit Glockenklang erfüllt. Der Hochzeitszug von Jean Boskja Missler strebt den Berg hinauf, über dem mexikanische Mantarochen von Lorena Malo am Himmel tanzen. Weiter oben am Turm Landschaftsfragmente als Windsäcke von Marcel Kopp, die sich über der Kulisse von Zierenberg bewegen. Orange-pinke Farbplatten von Katrin Brand fangen Schatten und Wind ein. Ein „Windrad der Dystopie“ von Ole Prietz und Emanuel Ott-Despoix zeigt Gegensätze

zu dynamischen Samenformen von Monika Bodenmüller. Noch viel mehr ist zu entdecken, auch in den Beitragvideos und Performances.

Die Preisjury

Vielfältige freshe Aspekte, die die Besuchenden begeistert haben. Es war keine leichte Aufgabe für die Preisjury aus diesem Gesamtkunstwerk die Preisträgerinnen und Preisträger zu ermitteln. Die Juror*innen berieten fast zwei Tage lang. Die Preisjury bestand aus den Fachleuten: Simone Maria Dietz M.A. Kunsthistorikerin aus Karlsruhe (www.kunstfilter-karlsruhe.de); Jürgen Heinz (Künstler und Preisträger 2021) aus Lorsch (https://www.atelier-juergenheinz.de/) und Britta Ischka ,Künstlerin aus Adelberg ( http://art.ischka.com/) besprachen die 60 Arbeiten und wählten die Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen bewegten winds aus. Die Kriterien waren frische Aspekte und deren Darstellung, Bezug zu Wind und Landschaft, Originalität und Vielschichtigkeit.

  1. Preis: Matthias Block „Aufforstung“ – 3.000 €

Ein Feld mit 99 dreieckigen braunen Kartonsäulen sieht aus wie eine Aufforstungsfläche. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass der Künstler Wahlplakate für die Pflanzenschutzsäulen verwendet hat.

„Die Vielschichtigkeit seiner Arbeit hat uns besonders begeistert. Aus der Distanz wird zunächst nur der Gedanke der Aufforstung sichtbar. Überzeugend durch die skulpturale Reihung / Struktur. Einige Stelen wirken so, als hätten sie oben einen farbigen Abschluß. Der Betrachter ist angelockt näher zu kommen, eine Neugier in der Auseinandersetzung mit der Arbeit. Erst da wird klar, daß es sich nur um Hüllen handelt. Zunächst wird die Farbigkeit des Inneren erkennbar und erst im Moment des Hineinschauens wird die Vielfalt tatsächlich sichtbar: Wahlplakate zeigen Gesellschaftliches, Politisches, die Bewahrung der Demokratie – Beschützen eines zarten Pflänzchens. Bewegung, die nicht sichtbar ist, die aber in den Köpfen umgesetzt wird.“(Jurytext)

  1. Preis: Marie-Andrée Pellerin „Blowrders“ (Video) – 2.000 

Das Video zeigt einen fiktiven Wetterbericht über die Wetterentwicklung in der marokkanischen Wüste. Die Meteorologin greift ein und verändert mit Reglern Windstärke, Windgeheul und Staubanteil.

„In enormer Verdichtung wird sichtbar gemacht, welche Veränderungen das Klima derzeit erlebt und wie der Mensch versucht einzugreifen und dennoch der eigentliche Verursacher ist. Der Klimawandel als Steuerungselement, das dem Menschen entgleitet.“(Jurytext)

  1. Preis: Philipp Appel “Haus des Windes“ – 1.000 €

Ein Torbogen hält eine lange weiße Stoffbahn und ist dem Wind ausgesetzt. Man kann das „Haus des Windes“ begehen, wenn der Wind weht. Ohne Wind ist es zu.

Bewegung und Stillstand in der sichtbaren Aktion des realen Windes, wie auch in den Gedanken eines Betrachters. Wenn der Wind sich dreht, wenn neue Perspektiven da sind, öffnen sich die Gedanken, öffnet sich das Haus in eine neue Richtung. Immer wenn Gedanken, der Wind da ist, ist ein Austausch vorhanden. Weht kein Wind, halten wir inne.“ (Jurytext)

Sonderpreis: kisa. Kirsten Sauer „Aurora“ – 1.000 €

Drei fünfzig Meter lange, weiß glänzende Stoffbahnen sind in Dreiecken in die Landschaft gespannt und dem Wind und dem Licht ausgesetzt.

„In Form einer monumentalen Windplastik setzt die Arbeit in ständiger Veränderung von Licht, dessen Farbigkeit und Wind die Thematik der Ausstellung auf eindrucksvolle Weise um.“ (Jurytext)

Lobende Erwähnungen erhielten folgende Exponate:

  1. „Small Fresh Bed“ – Regina Carmona

Eine großes florales Ornament ist im Gras zu sehen. An den jeweiligen Blütenspitzen vier Heubetten mit duften Kräutern gefüllt.

„Der Gedanke „fresh“ wird in einem Naturraum kulturell riech- und spürbar gemacht: Erholungsort / Gedankenoase, die unmittelbar die Sinne erreicht, ohne vom Intellektualismus aufgehalten zu werden.“ (Jurytext)

  1. „Staubbilder“ – Paul Pape

Mit einer in eine Apparatur gespanntem Vlies fängt Paul Pape den Umgebungsstaub. Fertige Staubbilder zeigen den Staub anderer Landschaften.

„Die Ausstellungsumgebung „schafft“ ein individuelles Bild der Naturlandschaft. Pape bietet der Umgebungsluft eine Landefläche. Er ermöglicht die Entstehung eines individuellen, formal abstrakten „Abbildes“ der jeweiligen Naturlandschaft.“(Jurytext)

  1. Hamaca“ – Elke Wessel

Eine riesige schwarze Hängematte gehäkelt aus Videobändern und Magnetbändern aus einem Natoprojekt. In der Hängematte verschieden große Kugeln, ebenfalls umhäkelt.

„In einem Medium, das in vielen Kulturen verwendet wird – einer Hängematte, können vielschichtige Interpretationen gelesen werden. Streng Geheimgehaltenes führt Elke Wessel dem Licht zu und setzt es dem frischen Wind aus. Durch das nach außen bringen wird etwas Unheimliches zum Geheimnisvollen, das auf einer Hängematte platziert, vielschichtig interpretiert werden kann.“ (Jurytext

Kuratorin Reta Reinl überreichte zusammen mit Landrat Andreas Siebert und Bürgermeister Rüdiger Germeroth und Lisa Küpper (bewegter wind e.V.) die Preise.

Sie dankte sehr herzlich allen ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern für ihr Engagement und ihren Ideenreichtum, deren Vielfalt die Ausstellung zum dem Gesamtwerk machte, das die Besuchenden begeisterte.

Großer Dank ging an die Förderer, die eine solche Ausstellung erst ermöglichen: den Landkreis Kassel, die Kasseler Sparkasse, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Stadt Zierenberg, die SparkassenVersicherung, die Gerhards-Fieseler-Stiftung, die Planungs- und Betriebs-Gmbh des Landkreise Kassel, die BürgerEnergieGenossenschaft Wolfhagen und AGiL.

Auch die Helfenden aus ganz Nordhessen, das Küchenteam und die freundlichen Gastgebenden aus Zierenberg und Umgebung trugen zum großen Erfolg des Windkunstfestivals bei. Ebenso wie die Konzertkooperation mit der ARTpraxis Lentz und die Spontanbewirtung der Flüchtlingshilfe an der Kuchenwiese. Sie alle wurden bei der Finissage gewürdigt. Zufrieden und ein bißchen wehmütig gingen alle auseinander. Windkunst ist flüchtig und erzeugt innere Bilder, die die Vorfreude auf das 13. Windkunstfestival 2027 nähren.

PB: Preisjury: Britta Ischka, Simone Maria Dietz und Juergen­ Heinz / Foto ©: Reta Reinl








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