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Kein nächtliches Dauerblinken mehr bei Windparks

Weniger nächtliches Blinken am Himmel – Schleswig-Holstein will verpflichtenden Einbau von neuer Technik / Foto: HB
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Neue Hinderniskennzeichnung von Windenergieanlagen

(WK-intern) – Der Ausbau der Windenergie ist in Deutschland ins Stocken geraten.

Dabei wird sie dringend benötigt, um die gesteckten Klimaziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen.

Nach den Plänen der Bundesregierung sollen bis dorthin mindestens 65 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen. Nur so wird Deutschland die verbindlichen Zusagen des Pariser Klimaabkommens einhalten können.

Wurden 2017 in Deutschland circa 1.800 Windkraftanlagen an Land neu installiert waren es laut Zahlen des Bundesverbands Windenergie 2018 noch 743 Anlagen und im vergangenen Jahr nur noch 325.

Gründe für den Rückgang sind hohe behördliche Auflagen und oftmals auch mangelnde Akzeptanz der Anwohner. Ein häufig genannter Kritikpunkt ist das nächtliche Dauerblinken von Windenergieanlagen (WEA). WEA über 100 Meter Höhe müssen über Blinklichter – sogenannte Leuchtfeuer – verfügen, um nachts für Flugzeuge sichtbar zu sein. Das wird jedoch von den Anwohnern als äußerst störend empfunden. Die Bundesregierung hat nun eine Änderung der allgemeinen Verwaltungsvorschriften zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen beschlossen. Die neue Gesetzesregelung tritt zum 1. Juli 2020 in Kraft und besagt, dass WEA nur dann blinken sollen, wenn sich ein Flugobjekt nähert. Nach Schätzungen soll sich das Blinken in der Nacht dadurch bis zu 98 Prozent verringern. Möglich macht das die sogenannte Transpondertechnik. Der Begriff setzt sich aus Transmitter und Responder – also Sender und Antwortgeber – zusammen. Ein Transponder nimmt eingehende Signale auf und beantwortet sie automatisch. Dafür werden um die Anlagen herum in regelmäßigen Abständen Empfangsgeräte aufgestellt, die Transpondersignale von Luftfahrzeugen empfangen können. Immer wenn sie ein solches Signal empfangen, werden die Blinklichter an den Rotoren eingeschaltet. Die Transpondertechnik gilt als sehr sicher und ist wesentlich kostengünstiger als radarbasierte Systeme. Von den fast 30.000 WEA in Deutschland werden 18.000 Anlagen mit dieser bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung ausgestattet werden. Die Windkraftbranche begrüßt diese Maßnahme und ist überzeugt, dass sie die Akzeptanz für den Ausbau der Windenergie erhöhen wird.

Interessant ist, dass nach der aktuellen Umweltbewusstseinsstudie der Regierung 92 Prozent der Bundesbürger den Ausbau von Solar- und Windenergie befürworten und 81 Prozent der Befragten sogar der Meinung sind, dass die Energiewende zu langsam vorangeht. Gleichzeitig aber gibt es hunderte von Bürgerinitiativen gegen den Ausbau der Windkraft und etwa 300 Klagen gegen geplante Projekte sind zurzeit vor Gericht anhängig.

Restriktive Gesetzesvorschriften, das Fehlen geeigneter Flächen und schleppende Genehmigungsverfahren führten dazu, dass im letzten Jahr der Bau von WEA auf dem niedrigsten Stand seit Einführung des EEG im Jahr 2000 lag.

Auch die Firma WestWind aus Kirchdorf im Landkreis Diepholz ist davon betroffen. Der Full-Service Dienstleister für Windparks musste auf die Genehmigung für den Bau seines aktuellen Projekts Bruchhagen-Nendorf vier Jahre lang warten. Der Windpark mit insgesamt 56 MW Nennleistung wird jährlich ca.124 Millionen Kilowattstunden sauberen Ökostrom produzieren, wodurch rund 82.893 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr vermieden werden.

Es ist dringend geboten den Windenergieausbau zu beschleunigen, aber das ist nicht in Sicht. Die Transpondertechnik ist nur ein kleiner Baustein, um die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Ausbau der Windenergie zu erhöhen. Andere Maßnahmen, wie etwa die Anwohner am wirtschaftlichen Erfolg von WEA zu beteiligen oder sie von Netzentgelten, der EEG-Umlage und der Stromsteuer zu befreien, könnten zur Akzeptanzsteigerung beitragen.

Wenn sich die Negativentwicklung beim Ausbau der Windenergie fortsetzt, kommt zu dem ökologischen auch noch ein ökonomischer Schaden dazu. Allein seit 2016 sind nach Schätzungen des Bundesverbands Windenergie mehr als 40.000 Stellen in der Windenergiebranche verloren gegangen. Das sind etwa doppelt so viele Arbeitsplätze, wie es in der gesamten Braunkohleindustrie gibt. Der ökonomische Schaden ist immens, weil auch technisches Knowhow verloren geht. Vor ein paar Jahren konnte man beobachten, wie Deutschland seinen Vorsprung in einer anderen wichtigen Zukunftstechnologie verspielte und die Solarbranche ins Ausland abwanderte.

Die Windenergie ist die kostengünstigste Ökoenergie und unverzichtbar. Der Ausbau darf nicht stagnieren, sondern muss forciert werden.

Nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende müssen allein auf dem Festland jedes Jahr WEA mit einer Kapazität von rund 4.000 Megawatt neu ans Netz gehen, damit Deutschland seine Klimaziele erreichen kann.

PM: Westwind Energy

Es ist dringend geboten den Windenergieausbau zu beschleunigen, aber das ist nicht in Sicht. Die Transpondertechnik ist nur ein kleiner Baustein, um die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Ausbau der Windenergie zu erhöhen. Andere Maßnahmen, wie etwa die Anwohner am wirtschaftlichen Erfolg von WEA zu beteiligen oder sie von Netzentgelten, der EEG-Umlage und der Stromsteuer zu befreien, könnten zur Akzeptanzsteigerung beitragen. / Foto: HB








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