Werbung WK-Interview zur Entwicklung der brasilianischen Energiewirtschaft Erneuerbare & Ökologie Finanzierungen Produkte Techniken-Windkraft Windenergie Windparks Wirtschaft 25. Oktober 201725. Oktober 2017 Hinweis: Die Bildrechte zu den Beitragsfotos finden Sie am Ende des Artikels Interview mit Roberto Jaguaribe, Präsident von Apex-Brasil (WK-intern) – Windkraft-Journal: Wie entwickeln sich Wind- und Solarenergie aktuell in Brasilien? Roberto Jaguaribe: Für die globale Windindustrie war 2016 ein weiteres, sehr erfolgreiches Jahr mit mehr als 50 Gigawatt installierter Leistung. Auch für Brasilien: Erneut führte das Land die lateinamerikanischen Märkte im letzten Jahr mit mehr als zwei Gigawatt Leistung an – im Vergleich zu 543 Megawatt in Chile und 365 Megawatt in Uruguay. Bis Jahresende hatten insgesamt nur neun Länder mehr als 10 Gigawatt installierte Kapazitäten, dazu gehörte unter anderem Brasilien mit 10,7 Gigawatt. Das entspricht einer Gesamtinvestition von 70 Milliarden Real oder 21,5 Milliarden Euro. Der Sektor beschäftigt mehr als 160.000 Menschen, versorgt rund 17 Millionen Haushalte mit Strom und reduziert die CO2-Emissionen um rund 16 Millionen Tonnen pro Jahr. In Brasilien ist Windkraft in den letzten Jahren zu einem immer wichtigen Bestandteil des nationalen Stromnetzes geworden. Während der Energieknappheit im Jahr 2015 kamen beispielsweise zehn Prozent der Energie aus Windparks, wodurch die Kosten für den Umstieg auf thermische Anlagen gedeckt wurden. Die leistungsfähige lokale Fertigungskette ist in der Lage, die meisten Anlagen und Maschinen von Windparks in Brasilien zu produzieren. Das gesamte Volumen erreicht derzeit schon 12,3 Gigawatt, was acht Prozent des brasilianischen Strommixes entspricht. Damit ist Brasilien weiterhin der vielversprechendste Onshore-Markt für Windenergie in der Region bis 2020. Die Solarenergie ist in Brasilien eine sehr junge Industrie, die nach der Einführung von Energieversteigerungen (die erste fand 2013 statt) startete. Die installierte Leistung der Photovoltaik-Anlagen betrug zu Jahresbeginn 90 Megawatt, wird aber bis Ende des Jahres voraussichtlich auf ein Gigawatt steigen. Mit dem Erreichen dieser Marke könnte sich Brasilien unter den Top 30 Produzenten für erneuerbare Energien weltweit positionieren. Bis 2020 werden sich einige Wachstumsmärkte deutlich entwickeln, aber der Großteil des Wachstums wird überwiegend von einigen wenigen Märkten getragen. Laut des europäischen Solarenergie-Reports liegt Brasilien im Bereich Solarwachstum während des Zeitraums von 2016 bis 2020 auf Rang 9. Bis zu 9,5 Gigawatt Volumen sind möglich im besten Falle. Windkraft-Journal: Welche Maßnahmen wurden bisher unternommen, um Investitionen im brasilianischen Energiesektor voranzutreiben? Was sind die größten Herausforderungen für Brasilien und für die Investmentgesellschaften? Roberto Jaguaribe: Das brasilianische Ministerium für Bergbau und Energie hat bereits zwei Versteigerungen angekündigt, die im Dezember 2017 stattfinden sollen. Die erste der beiden Auktionen (A-4) vergibt 30-jährige Stromabnahmeverträge für Wasserkraftprojekte und 20-jährige Stromabnahmeverträge für Wind-, Solar- und Biomassekraftwerke. Die zweite Auktion (A-6) ist offen für Wind, Biomasse, Wasserkraft, Kohle und Erdgas. Auch hat das Ministerium bereits angekündigt, dass im ersten Quartal 2018 eine weitere Auktion des Typs A-4 durchgeführt werden soll, jedoch ohne bisherige Angabe, welche Technologien akzeptiert werden. Ebenso soll im nächsten Jahr eine weitere Auktion des Typs A-6 stattfinden, der Zeitraum ist noch nicht bekannt. Auch in der Reglementierung und Gesetzgebung tut sich was: Im vergangenen August wurde die Verordnung Nr. 9.143/2017 veröffentlicht. Sie regelt neue Energieauktionen und verpflichtet die Regierung, einen jährlichen Versteigerungsplan zu veröffentlichen. Somit können interessierte Investoren ihre Teilnahme an den Auktionen im Voraus besser planen. Wenn man auch das Potenzial der dezentralen Energieerzeugung in Brasilien mit der Installation von Solaranlagen in Wohnungen berücksichtigt, sind die Aussichten noch besser. Verbesserungen beim Net Metering für dezentrale Erzeugungssysteme umfassen folgende Punkte: Die Erhöhung des maximalen Kapazitätslimits pro System (von drei auf fünf Megawatt) und Zulassung von Krediten, sowie die Möglichkeit neuer Geschäftsmodelle (wie Eigentumswohnungen und virtuellem Net Metering) und viele weitere Verbesserungen. Die größten Herausforderungen sind zum einen die Übertragung (nicht allen der beauftragten Projekte konnte bis Ende letzten Jahres eine Netzwerkanbindung ermöglicht werden) und zum anderen die Finanzierung. Windkraft-Journal: Können Sie uns mehr über die deutsch-brasilianischen Beziehungen im Energiesektor sagen? Was waren die letzten Beispiele für deutsche Unternehmen, die in Brasilien investieren? Roberto Jaguaribe: Die drei größten Hersteller von Windkraftanlagen – General Electric (USA), Gamesa (Spanien) und Wobben Enercon (Deutschland) – machen in Brasilien mehr als 50 Prozent des gesamten Marktanteils aus. Wobben Enercon (Tochterunternehmen des deutschen Windkraftanlagen-Herstellers Enercon GmbH) und Impsa (Argentinien) waren die ersten Hersteller, die Produktionseinheiten auf brasilianischem Boden betrieben. Siemens ist seit 112 Jahren in Brasilien und entwickelt nach wie vor Innovationen und überzeugende industrielle Konzepte in einer attraktiven Wachstumsbranche. In dieser Branche stehen Größe und Umfang an erster Stelle, um erneuerbare Energien noch wirtschaftlicher zu machen. Die Betriebe in Brasilien gehören zu den größten der Welt und umfassen 12 Fabriken und sieben Forschungs- und Entwicklungszentren. Vor kurzem hat Siemens innerhalb der Organisation einen neuen Bereich mit dem Namen „Dezentrale Energien“ ins Leben gerufen. Vier Punkte sind enthalten: Kraft-Wärme-Kopplung, alternative Stromgewinnung (wie Hybridanlagen), Energiespeicher und Microgrids. SMA Solar Technology, deutscher Hersteller von Wechselrichter, erwartet in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum der Solaranlagen in Brasilien (laut SMA-Geschäftsführer Pierre-Pascal Urbon). Ihm zufolge ist Brasilien auch ein attraktiver PV-Markt, da es bundesstaatliche Energievertragsauktionen, Net Metering und Steuerbefreiungen darauf (in den meisten Staaten) anbietet. Darüber hinaus verstärkten Dürreperioden in den letzten Jahren die Schwierigkeiten in Bezug auf die Abhängigkeit des Landes von der Wasserkraft – denn Millionen von Verbrauchern waren mehrfach von Stromausfällen und Stromrationierung betroffen. Aufgrund dieser Faktoren ist Solarstrom eine attraktive Möglichkeit, um die wirtschaftliche Entwicklung zu stimulieren und die Strompreise zu stabilisieren. Das Unternehmen betreibt bereits Wartung und Betrieb in São Paulo. Windkraft-Journal: Wie sieht Ihre Prognose für die Zukunft der erneuerbaren Energien in Brasilien aus? Roberto Jaguaribe: Nach dem Zehnjahres-Energieplan 2026 (PDE 2026) soll Brasilien die Energieleistung im National Interconnected System (SIN) von 64,1 Gigawatt auf insgesamt 212,5 Gigawatt erhöhen. Nicht erneuerbare Energien (ohne Wasserkraft) werden etwa 50 Prozent der zusätzlichen Leistung ausmachen. Die folgende Tabelle zeigt die geschätzten erneuerbaren Kapazitäten in Brasilien im Jahr 2026 nach Anlagentypen: Über Apex-Brazil Die brasilianische Handels- und Investitionsförderungsagentur Apex-Brasil fördert brasilianische Produkte und Dienstleistungen im Ausland und unterstützt bei der Gewinnung ausländischer Investitionen in bestimmten Sektoren der brasilianischen Wirtschaft. Die Agentur vertritt mehr als 11.000 Unternehmen in 80 verschiedenen Bereichen, die ihre Produkte und Dienstleistungen in 200 Märkte exportieren. Eine wichtige Aufgabe ist zudem die Gewinnung von Investoren durch die Erkennung von Geschäftsmöglichkeiten, Förderung von relevanten Veranstaltungen und Unterstützung von ausländischen Investoren, die ihre Ressourcen in Brasilien einsetzen wollen. Zur Person: Roberto Jaguaribe Gomes De Mattos ist Präsident von Apex-Brasil. Absolvent in Systems Engineering an der Päpstlichen Katholischen Universität von Rio de Janeiro, trat Jaguaribe 1978 den diplomatischen Dienst an. Er war unter anderem als brasilianischer Botschafter in China und dem Vereinigten Königreich im Einsatz sowie Ministerberater bei der brasilianischen Botschaft in Washington, D.C. Im brasilianischen Außenministerium bekleidete er unter anderem das Amt des stellvertretenden Generalsekretärs für politische Angelegenheiten II und Direktor der Abteilung für Handelsförderung. PM: Windkraft-Journal (WK) Pressebild: WK-Interview mit Herrn Jaguaribe von Apex-Brasil zur Entwicklung der brasilianischen Energiewirtschaft / Foto: Apex-Brasil Weitere Beiträge:Vestas unterzeichnet 269-MW-Auftrag zur Fertigstellung der zweiten Phase von Rumäniens größtem Windp...DONG Energy baut Race Bank Offshore-Windfarm mit 91 Siemens-6-MW -TurbinenOffshore-Quartier im Borkumer Hafen: neuer Wohnraum für Service-Mitarbeiter der Windparks auf See