Werbung Industriestrom zum Sonderpreis? Das sind die neuen Spielregeln Erneuerbare & Ökologie Forschungs-Mitteilungen Verbraucherberatung 8. September 20258. September 2025 Hinweis: Die Bildrechte zu den Beitragsfotos finden Sie am Ende des Artikels Industriestrompreis mit Subvention: Lohnt sich der Aufwand überhaupt? – Ein Artikel von Autor: Steffen Bauer (WK-intern) – Die EU-Kommission hat grünes Licht für einen subventionierten Industriestrompreis gegeben. Ziel ist es, energieintensive Unternehmen zu entlasten und zugleich Investitionen in klimafreundliche Technologien anzustoßen. Die Idee: Für bis zu 50 % ihres Stromverbrauchs sollen Unternehmen einen staatlich geförderten Preisnachlass von maximal 50 % auf den Großhandelspreis erhalten, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Doch wie relevant ist diese Förderung tatsächlich für die unternehmerische Praxis? Und lohnt sich der Aufwand? Was sieht das EU-Modell konkret vor? Der Strompreis für die geförderte Menge darf nicht unter 50 Euro pro Megawattstunde (also 5 Cent pro kWh) sinken. Die Förderung kann sich somit nur auf die Differenz zwischen dem aktuell bezahlten Strompreis und dieser Untergrenze beziehen und das auch nur für die Hälfte des Jahresverbrauchs. Die Subvention ist zudem zeitlich begrenzt: Sie gilt maximal drei Jahre und endet spätestens 2030. Für viele Unternehmen stellt sich daher die Frage, ob sich diese kurzfristige Maßnahme in der Praxis überhaupt lohnt. Rechenbeispiel aus der Praxis Ein typischer mittelständischer Betrieb mit hohem Stromverbrauch – beispielsweise 2,5 Mio. kWh pro Jahr – zahlt derzeit etwa 8,1 Cent pro kWh. Da der subventionierte Preis nicht unter 5 Cent liegen darf, ergibt sich eine Differenz von 3,1 Cent pro kWh. Davon werden 50 % gefördert, also 1,55 Cent pro kWh. Allerdings gilt die Förderung nur für 50 % des Verbrauchs, in diesem Fall also 1,25 Mio. kWh. Daraus ergibt sich eine maximale Förderung von: 1,25 Mio. kWh × 1,55 Cent = 19.375 Euro pro Jahr. Das klingt zunächst attraktiv, relativiert sich aber bei genauerem Hinsehen. Gegenleistungen sind Pflicht Denn: Unternehmen erhalten die Förderung nicht automatisch. Vielmehr müssen sie verbindlich darlegen, wie sie die Einsparung verwenden, etwa für Investitionen in grüne Technologien, Energieeffizienz oder Dekarbonisierung. Ohne diese Nachweise gibt es keine Subvention. Damit ist die Förderung faktisch an eine Investitionspflicht gekoppelt. Das bedeutet zusätzlichen Planungs- und Dokumentationsaufwand, insbesondere für kleinere Unternehmen. Auch eine externe Prüfung oder Fördermittelberatung könnte erforderlich werden. Kleinen Betrieben bringt die Förderung wenig Ein weiteres Problem: Für kleinere Mittelständler mit 400.000 bis 700.000 kWh Jahresverbrauch – z. B. Betriebe mit 30–50 Mitarbeitenden – fällt die maximale Ersparnis deutlich geringer aus: Beispiel: 600.000 kWh Jahresverbrauch → geförderte Menge: 300.000 kWh Ersparnis: 300.000 × 1,55 Cent = 4.650 Euro pro Jahr Demgegenüber stehen unter Umständen fünfstellige Investitionen, personeller Aufwand für Antragstellung und Berichtspflichten sowie die Unsicherheit über nationale Umsetzungsfristen. Fazit: Für viele Unternehmen lohnt sich der Aufwand nicht Was auf dem Papier wie eine echte Hilfe aussieht, entpuppt sich bei genauer Betrachtung für viele Unternehmen als bürokratisch und begrenzt wirksam. Vor allem kleinere und mittlere Betriebe, die ohnehin stark von steigenden Lohn- und Materialkosten betroffen sind, werden kaum spürbar entlastet. Gleichzeitig bleibt unklar, wie die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten – insbesondere Deutschland – die Maßnahme konkret ausgestalten und finanzieren wollen. In Summe stellt sich für viele Unternehmen die Frage: Rechtfertigt eine mögliche Ersparnis von wenigen tausend Euro pro Jahr tatsächlich den Aufwand, die Investitionsbindung und die Unsicherheit? Für viele Mittelständler dürfte die Antwort eher nüchtern ausfallen. Kurzinfos zum Autor Steffen Bauer: Steffen Bauer blickt auf über drei Jahrzehnte Erfahrung in der Energiewirtschaft zurück – zunächst als Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens, später als Vertriebsstratege bei verschiedenen Stadtwerken und schließlich als unabhängiger Energiemakler. Durch seine tiefe Marktkenntnis auf Anbieter- wie Abnehmerseite gilt er heute als versierter Problemlöser für komplexe Fragen der Energiebeschaffung und Vertragsoptimierung im Gewerbekundensegment. Sein Fokus liegt dabei auf praxisnahen Lösungen, die wirtschaftliche Effizienz mit langfristiger Versorgungssicherheit verbinden. Kontakt: https://ecs-energiemakler.com PM: Steffen Bauer PB: Steffen Bauer Weitere Beiträge:Grünes Licht für Ostbayernring: Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt Etzenricht – SchwandorfRealisierung von Windkraft-Projekten sichern und vorhandene Marktmechanismen erhaltenStartschuß zum Feldtest - Brennstoffzelle im Praxistest am Umwelt-Campus Birkenfeld