Werbung Greenpeace kritisiert Privatjet-CO2-Schleudern über Davos Aktuelles Ökologie Veranstaltungen 17. Januar 202317. Januar 2023 Hinweis: Die Bildrechte zu den Beitragsfotos finden Sie am Ende des Artikels Die Privatflüge vieler Teilnehmer des Wirtschaftsgipfels in Davos seien »ignorant und rücksichtslos«, sagt Greenpeace. (WK-intern) – Ein Teil der geflogenen Strecken betrage weniger als 500 Kilometer. Kurz vor Beginn des Weltwirtschaftsforums im Schweizer Alpenort Davos hat Greenpeace nochmals die klimaschädlichen Privatflüge vieler Teilnehmer als »ignorant und rücksichtslos« kritisiert. Kurzstreckenflüge müssten dort gestrichen werden, wo zumutbare Zugverbindungen existierten, forderte Greenpeace. Das Weltwirtschaftsforum 2023 beginnt am heute. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Geschäftsflieger, die während der Woche des Weltwirtschaftsforums 2022 an den Flughäfen in direkter Nähe von Davos gelandet und gestartet seien, hätten Kurzstrecken unter 750 Kilometer zurückgelegt, hieß es. Bei 38 Prozent der Flüge habe es sich um Distanzen von weniger als 500 Kilometern gehandelt. Das zeige eine Analyse des niederländischen Beratungsinstituts CE Delft im Auftrag von Greenpeace. Quelle: Greenpeace Lesen Sie auch: Das Klima und die Reichen Zahl der Privatjet-Flüge und Treibhausgas-Emissionen steigen Kommt wir Gutmenschen fliegen alle einzeln zum Klimagipfel nach Sharm El-Sheikh und retten die Menschheit (WK-intern) – Die Zahl der Privatjet-Flüge ist in Deutschland auf ein Rekord-Niveau gestiegen. Zum Glück werden Politiker*innen-flüge mit drei mal so vielen Emissionszertifikaten aus Steuergeldern sauberbezahlt wie sie an Verschmutzung hinterlassen Je öfter ein Deutsches Politiker*in flieg, desto sauberer wird die Umwelt, glauben und erklären Politiker*innen Mit Folgen: Europaweit sind dadurch die Treibhausgas-Emissionen durch Privatjets nach Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung auf umgerechnet etwa 10 Millionen Tonnen CO2 gestiegen. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Europäische Flugkontroll-Organisation (Eurocontrol) mehr als 94.000 Starts von sogenannten Business-Flugzeugen in Deutschland – etwa 8000 mehr als im Vorjahr. Damit machten diese Flüge mehr als zwölf Prozent des gesamten Flugverkehrs aus. Fast drei Viertel der Flüge, die in Deutschland gestartet sind, waren kürzer als 500 Kilometer, 60 Prozent sogar kürzer als 300 Kilometer. Häufig geflogene Strecken waren etwa Hamburg – Sylt oder Berlin – München. Bei längeren Flügen war der mit Abstand häufigste Zielort Mallorca. Viele dieser Flüge sind aus Sicht von Kritiker*innen überflüssig. „Wir können aus Klima-Perspektive nicht länger zuschauen, dass viele Reisen mit dem Flugzeug gemacht werden, gerade mit Privat-Flugzeugen, die auch genauso gut mit der Bahn absolvierbar wären oder meinetwegen mit dem Privatwagen,“ sagt Prof. Stefan Gössling. Er arbeitet an der Linnaeus-Universität in Schweden und forscht seit vielen Jahren zu den Auswirkungen des Flugverkehrs auf den Klimawandel. Auch europaweit ist die Zahl der Privatjet-Flüge stark gestiegen und damit auch die klimaschädlichen Emissionen. Weder die Bundesregierung noch die EU haben dazu jedoch konkrete Daten. Berechnungen von NDR und „Süddeutsche Zeitung“ zeigen, dass die Privatjets in Europa eine Menge von Treibhausgasen verursacht haben, die etwa 10 Millionen Tonnen CO2 entspricht. Flüge von deutschen Flughäfen haben demnach mehr als eine Million Tonnen verursacht. Der Europäische Verband der Geschäftsluftfahrt (EBAA) bestätigte auf Anfrage diese Größenordnung, nannte aber keine konkreten Zahlen zu den Gesamtemissionen. Grundlage für die Berechnung der Emissionen waren Daten zu den genutzten Flugzeugtypen, den jeweiligen Kerosinverbräuchen und den durchschnittlichen Flugzeiten. Berücksichtigt wurden dabei die CO2-Emissionen sowie weitere Treibhausgaseffekte durch Stickoxide, Ruß oder Wasserdampf. Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass der Klimaschaden durch Flugabgase etwa dreimal so hoch ist wie die ausgestoßene Menge an CO2. Eigentlich müssen Luftfahrtunternehmen seit 2012 am EU-Emissionshandel teilnehmen und darüber CO2-Rechte kaufen. Doch viele Betreiber von Privatjets profitieren von einer Ausnahmeregel. Danach müssen gewerbliche Anbieter erst ab 10.000 Tonnen CO2 jährlich am Emissionshandel teilnehmen, für nicht-gewerbliche Betreiber gilt eine Grenze von 1.000 Tonnen im Jahr. Die EU hat sich zwar im Dezember auf eine Ausweitung des Emissionshandels verständigt, aber diese Ausnahme wird bestehen bleiben. Die EU-Kommission teilt auf Anfrage von NDR und „Süddeutsche Zeitung“ mit, sie habe dazu keine Änderung vorgeschlagen, und dies sei auch nicht in den Verhandlungen angesprochen worden. Die Regel sei eingeführt worden, weil sonst der Verwaltungsaufwand zu groß sei. Er stünde in keinem angemessenen Verhältnis zum ökologischen Nutzen, so die EU-Kommission. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bestätigt, dass Änderungen an dieser Ausnahmeregel „nie Bestandteil der Diskussionen auf EU-Ebene und innerhalb der Bundesregierung“ gewesen seien. Stattdessen engagiere sich die Bundesregierung etwa bei der Forschung und Förderung innovativer Technologien und Kraftstoffe, teilt das Verkehrsministerium mit. So solle Deutschland zum „Vorreiter des CO2-neutralen Fliegens“ werden. Doch viele Wissenschaftler bezweifeln, dass es möglich ist, alle Flüge klimaneutral durchzuführen, insbesondere weil nicht nur das ausgestoßene CO2 zur Erderhitzung beitrage. Laut einer Studie der ETH Zürich vom Juli 2022 kann die Technologie „zwar theoretisch das Wachstum der Luftverkehrsnachfrage und die Abschwächung des Klimawandels miteinander vereinbaren“, doch das beruhe „auf sehr ehrgeizigen und möglicherweise nicht realisierbaren technologischen Durchbrüchen und optimistischen Annahmen“. Sendehinweis: „Panorama: Das Klima und die Reichen“ – Donnerstag, 12. Januar 2023 um 21.45 Uhr im Ersten Bitte beachten Sie auch die Berichterstattung auf tagesschau.de PM: Norddeutscher Rundfunk Weitere Beiträge:Gabriel wirbt für verstärkte Zusammenarbeit im Umwelt- und Energiebereich mit ChinaTÜV SÜD auf der Wind Europe 2017 in AmsterdamForschen für nachhaltiges Leben im Quartier