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Retten Solarstrom-Exporte Griechenland aus der Schuldenkrise?

Dr. Thiemo Gropp, Vorstand der DESERTEC Foundation

„Laut Medienberichten ( http://bit.ly/p6FEcy ), will Griechenland den Vorschlag von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble umsetzen, das Land mit deutscher Hilfe durch den Aufbau einer Exportindustrie für Photovoltaikstrom aus der Schuldenkrise zu führen. Wenn das von Minister Schäuble angestoßene Milliardenprojekt dabei hilft, das europäische Leitungsnetz auszubauen und Einspeisegesetze europäischer Länder für den Import von sauberem Strom zu öffnen, ist dies aus Sicht der DESERTEC Foundation auch von großem Nutzen für die Umsetzung des Wüstenstrom-Konzeptes DESERTEC in der Mittelmeerregion. Eine wirkliche Alternative zu sauberem Strom aus Wüsten kann griechischer Solarstrom jedoch nicht bieten.

Gerade in südlichen Ländern, in denen die Klimaanlagen zur Mittagszeit eingeschaltet werden, ist ein Ausbau der Photovoltaik eine sehr sinnvolle Option zur Deckung des lokalen Bedarfs. Für einen großangelegten Stromexport ist Photovoltaik mangels Speicherfähigkeit aber nicht die erste Wahl. Denn die Sonne scheint nicht unbedingt dann, wenn im übrigen Europa Nachfrage am Markt herrscht und man den Strom gewinnbringend verkaufen kann. Dank ihrer Fähigkeit Solarstrom rund um die Uhr zu liefern eignen sich solarthermische Kraftwerke, wie sie auch bei DESERTEC eingesetzt werden sollen, deutlich besser für den großangelegten Stromexport.

Leider sind die Einsatzmöglichkeiten solarthermischer Kraftwerke in Griechenland – im Vergleich zu Spanien, Nordafrika und dem Nahen Osten – nur sehr begrenzt. In weiten Teilen Griechenlands gibt es zu viele wolkenverhangene Tage, um den Einsatz solarthermischer Kraftwerke rentabel zu ermöglichen, da sie auf direktes Sonnenlicht angewiesen sind. Positive Ausnahme ist die näher an Nordafrika liegende griechische Mittelmeerinsel Kreta. Hier plant beispielsweise das Unternehmen NUR Energie ein solarthermisches Kraftwerk zur klimaschonenden Versorgung der dortigen Touristenzentren.

Sehr erfreulich ist, dass sich nach und nach die Grundgedanken unseres Konzeptes in der Politik durchsetzen: Internationale Zusammenarbeit bei der Nutzung erneuerbarer Energien bietet einen günstigeren und schnelleren Ausstieg aus Kohle, Öl, Gas und Atomkraft, als rein nationale Bemühungen. Investitionen in erneuerbare Energien bieten an den besten Standorten am größten Nutzen für den Klimaschutz. Denn mit den gleichen Anlagen kann dort mehr sauberer Strom erzeugt und somit mehr schmutziger Strom vom Markt verdrängt werden, als an weniger geeigneten Standorten. Das ist auch der Grund warum die sonnenreichen Wüsten der Erde eine besondere Rolle im weltweit anwendbaren DESERTEC-Konzept spielen.“

Geeignete Wüsten weltweit

„Die Wüsten der Erde empfangen in 6 Stunden mehr Energie von der Sonne, als die Menschheit in einem Jahr verbraucht“, errechnete Dr. Gerhard Knies, Deutscher Physiker und Mitglied des Aufsichtsrates der DESERTEC Foundation.

 

 

DESERTEC in EU-MENA
DESERTEC EU-MENA Karte: Skizze einer möglichen Infrastruktur für eine nachhaltige Stromversorgung in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika (EU-MENA).

Die durch die roten Quadrate markierten Flächen für Solarkollektoren würden genügen, um in solarthermischen Kraftwerken (CSP) den Strombedarf

  • der Welt (18.000 TWh/a, 300×300 km²),
  • Europas (EU, 3.200 TWh/a, 125×125 km²)
  • und von Deutschland bzw. MENA (Middle East and North Africa, ca. 600 TWh/a, 55×55 km²) zu erzeugen.
  • Das Quadrat „TRANS-CSP Mix EUMENA 2050“ zeigt die insgesamt benötigte Fläche für Solarkollektoren, um DESERTEC in EU-MENA zu realisieren (entsprechend dem TRANS-CSP Szenario des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR). Auf diese Weise könnte genügend Energie erzeugt werden, um den Bedarf an Meerwasserentsalzung und zwei Drittel des bis 2050 stark wachsenden Strombedarfs der MENA-Region zu decken sowie etwa 17 Prozent des europäischen Strombedarfs (zusammen 2,940 TWh/a, 120×120 km²).

In der Realität werden viele CSP-Kraftwerke über die Wüsten der MENA-Region und der Welt verteilt sein. Die gestrichelten Linien stellen eine zweite Ausbaustufe dar.

Weitere Informationen

Über die DESERTEC Foundation:

Das DESERTEC-Konzept wurde von einem Netzwerk von Politikern, Wissenschaftlern und Ökonomen rund um das Mittelmeer entwickelt, aus dem die in Hamburg ansässige DESERTEC Foundation hervorgegangen ist. Die gemeinnützige Stiftung DESERTEC Foundation setzt sich für eine schnelle Umsetzung ihres Wüstenstrom-Konzeptes in allen geeigneten Regionen der Welt ein. Im Jahr 2009 gewann das DESERTEC-Konzept große Aufmerksamkeit, als die DESERTEC Foundation zusammen mit Partnern aus der Industrie- und Finanzwelt die Industrieinitiative Dii GmbH gründete. Die Dii hat das Ziel, Rahmenbedingungen für eine schnelle Umsetzung des DESERTEC-Konzeptes in der Mittelmeerregion zu schaffen.

Mehr Informationen: www.DESERTEC.org/de
PM & Bilder: DESERTEC








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