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Eine neue Studie zeigt: Viele Klimazertifikate kosten viel, helfen dem Klima aber nicht – im Gegenteil.

Kohlekraftwerke schleuden auch radioaktive Bestandteile mit dem Wasserdampf aus / Foto: HB
Emissionsrechte müssen bezahlt werden, sie sind doch nur ein neues EU-Geschäftsmodell zu Lasten der Verbraucher und Steuerzahler / Foto: HB

Klimaschutz im Inland statt Schrott-Zertifikate – ETS-Zertifikate schaden dem Klima oft

Der Bundesrat und gewisse Parteien wollen Klimaschutz immer mehr ans Ausland delegieren.

Der Bundesrat muss seine Klimaziele überarbeiten und Massnahmen im Inland wie im Ausland verstärken.

In der kommenden Herbstsession diskutiert der Nationalrat einen Vorschlag seiner Umweltkommission: Die Schweiz soll schon bald in  grossem Stil ausländische Klimazertifikate kaufen, statt den Klimaschutz im Inland zu stärken. Auch der Bundesrat will aufs Ausland setzen: Er verhandelt mit Brüssel über einen Anschluss an das europäische Emissionshandelssystem (ETS), damit sich Schweizer Firmen mit billigeren ausländischen Klimazertifikaten eindecken können. Doch genau diese ETS-Zertifikate schaden dem Klima oft. Eine soeben vom Stockholm Environment Institute präsentierte wissenschaftliche Studie zeigt: Fast drei Viertel der untersuchten sogenannten Joint-Implementation-Zertifikate haben dem Klima gar nichts gebracht und unter dem Strich sogar zu zusätzlichen Treibhausgas-Emissionen geführt.

Bei den untersuchten Zertifikaten aus Russland und der Ukraine haben die Studienautoren dramatische Mängel festgestellt, die an Betrügerei grenzen: Es wurden z.B. im Nachhinein Zertifikate für ohnehin bereits realisierte Projekte ausgestellt und verkauft. Oder es wurden extra zusätzliche Klimagase produziert und dann wieder zerstört, um Zertifikate verkaufen zu können. Behörden und Prüfungsagenturen haben versagt. Die Schrott-Zertifikate hätten den Klimaschutz um Jahre zurückgeworfen, so die Bilanz der Studie. Pikant: Ein grosser Teil dieser Zertifikate wurde via Schweiz registriert und gehandelt.

Wer ohne Rücksicht auf Qualität auf billige Auslandlösungen setzt, nimmt den Klimaschutz nicht ernst. Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz, sagt: „Wir haben bei den Ölheizungen und Fahrzeugen im Inland ein riesiges Sparpotenzial.“ Senken lassen sich neben dem Treibhausgas-Ausstoss auch die Kosten: „Dank Klimaschutz im Inland sparen wir beim Import von Erdöl schon heute Milliardenbeträge“, so Hofstetter. „Es wäre dumm, auf die nützlichen Massnahmen im Inland zu verzichten und stattdessen im Überfluss vorhandene Zertifikate zu kaufen.“ Für den WWF ist klar: Die Schweiz muss zusätzlich zum lohnenden Klimaschutz zu Hause insbesondere Entwicklungsländer beim Klimaschutz so finanziell unterstützen, das die Wirkung fürs Klima garantiert ist. Wenn Zertifikate, dann solche von garantierter Qualität wie mit Gold-Standard. Unabhängig davon tut die Schweiz gut daran, die teuren fossilen Energien im in Inland so stark wie möglich zurückzufahren.

Box: Das sind Zertifikate
Ein Klima-Zertifikat ist eine Bestätigung, dass die Treibhausgas-Emissionen im ausstellenden Land um 1 Tonne CO2eq gesenkt wurden. Statt die Emissionen selbst zu senken, können Staaten, Unternehmen und Private solche Zertifikate kaufen und so anderswo die Emissionen senken. Damit das System funktioniert und unter dem Strich nicht mehr CO2 produziert wird, muss die sogenannte Zusätzlichkeit gewährleistet sein: Die Emissionen sinken nur dank dem Geld aus dem Zertifikate-Verkauf.

Kontakt
Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie WWF Schweiz, patrick.hofstetter@wwf.ch, 076 305 67 37








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