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Atommüll im Forschungsreaktor Garching: Umweltorganisationen fordern Zwischenlager statt Transporte

AKW / Foto: HB
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München – Umwelt- und Friedensorganisationen protestieren gegen die geplanten Transporte von waffenfähigem Uran vom Forschungsreaktor Garching nach Ahaus.

(WK-intern) – Sie fordern, in Garching eine Anlage zu bauen, um das Uran zu verdünnen, abzureichern und unschädlich zu machen.

Sie sehen die Technische Universität München (TUM) in der Verantwortung, am Standort Garching ein sicheres Zwischenlager zu schaffen.

Am Donnerstag legten Organisationen wie Umweltinstitut München, .ausgestrahlt, Greenpeace und BUND symbolisch den Grundstein für ein solches Lager neben dem Reaktor.

Im August wurde bekannt, dass das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) den Transport von zwei Castoren mit zehn Brennelementen von Garching nach Ahaus genehmigt hat. Die abgebrannten Brennelemente enthalten hoch angereichertes Uran (HEU). Der Grad der Anreicherung mit dem spaltbaren Uran-235 ist höher als 87 Prozent. Dieses Material kann für den Bau von Atomwaffen missbraucht werden. Das Zwischenlager in Ahaus ist für diesen Stoff aus Sicht der Umweltorganisationen nicht geeignet. Ausreichender Schutz ist nicht gewährleistet und das Uran kann dort nicht entschärft werden.

„Schon lange bevor der Reaktor vor gut 20 Jahren in Betrieb ging, forderte das Umweltinstitut, dass die TU München kein hoch angereichertes Uran einsetzen soll. Das hätte viele Probleme erspart. Nun muss die TU Verantwortung für den brisanten Atommüll übernehmen und die Abreicherung des Atommülls einleiten, statt ihn nach Ahaus zu verlagern“, sagt Hauke Doerk, Referent für Atompolitik am Umweltinstitut München. „In der Betriebsgenehmigung von 2003 war noch die Rede von einem Atommüll-Endlager in den 2030er Jahren und einer Umrüstung nach sechs Betriebsjahren. Nur unter dieser Bedingung wurde die Lagerung in Ahaus akzeptiert. Nun wird immer klarer, dass ein Endlager bestenfalls erst in einem halben Jahrhundert existiert, vielleicht noch später. So lange darf das waffenfähige Uran keinesfalls unbehandelt herumliegen.“

Sarah Lahl von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt warnt: „Atomtransporte von Garching nach Ahaus lösen das Problem nicht, sie erhöhen sogar das Risiko. Die strahlende Fracht birgt nicht nur ein Unfallrisiko, sie ist auch völlig unzureichend gegen terroristische Angriffe gesichert, beispielsweise mit Drohnen. Das technische Verfahren zur nötigen Abreicherung des Atommülls ist in Ahaus darüber hinaus nicht durchführbar. Außerdem ist das Lager in Ahaus ungenügend gegen Flugzeugabstürze oder Drohnenangriffe gesichert; tatsächlich ist es eines der am schlechtesten gegen Angriffe geschützten Zwischenlager Deutschlands! Für den bestmöglichen Schutz von Umwelt und Bevölkerung brauchen wir ein ausreichend gesichertes Zwischenlager direkt in Garching.“

Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen ergänzt: „In Ahaus herrscht große Unruhe über die aus Bayern geplante Atommüll-Verschiebung. Warum übernimmt die bayerische Staatsregierung nicht selbst Verantwortung für den eigenen Atommüll? Die Stadt Ahaus hat zu Recht Widerspruch gegen die Einlagerungsgenehmigung eingelegt. Auch dort läuft die Genehmigung des Zwischenlagers 2036 aus. Wir lehnen gefährlichen Atommülltourismus ab und gehen gemeinsam mit den Umweltverbänden auf die Straße.“

Kasimir Buhr, Referent für Energie & Klima des BUND Naturschutz in Bayern, fordert: „Der Reaktor in Garching darf nicht mit hoch angereichertem Uran weiterbetrieben werden. Es gibt einen internationalen Konsens, Forschungsreaktoren auf niedrig angereichertes Uran umzurüsten, um die Verfügbarkeit von Brennstoff für Atombomben zu verringern. Daran muss sich auch Bayern halten.“

Hintergrund
In Deutschland gilt das Verursacherprinzip auch für die Entsorgung von Atommüll. Im Falle des Forschungsreaktors FRM II muss also die TU München die Behandlung (Konditionierung) des Atommülls vor dem Verbringen ins Endlager tragen. Dazu ist die Verdünnung des Urans gut geeignet. Um jeglichen Missbrauch für Atomwaffen auszuschließen, sollte das Uran bereits vor der langfristigen Zwischenlagerung abgereichert werden. Denn es wird noch viele Jahrzehnte dauern, bis ein Endlager betriebsbereit sein wird. Die TU München finanziert den Forschungsreaktor FRM II hauptsächlich über Gelder des Bundes und des Freistaats Bayern, also aus Steuergeldern, zu kleinerem Anteil über Drittmittel. Umweltorganisationen kritisieren,  dass der Betreiber am HEU-Brennstoff festhält und dadurch andere auf den Problemen und Kosten, die diese Fehlentscheidung verursacht, sitzen bleiben. 

Weitere Informationen: 
https://umweltinstitut.org/radioaktivitaet/atompolitik/forschungsreaktor-garching-protest/
https://www.ausgestrahlt.de/themen/atommuell/hochradioaktiv/garching/

PM: .ausgestrahlt / Umweltinstitut München

AKW / Foto: HB








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