Werbung EU-Kommission tritt die Tür zu neuen Gentechnik-Organismen auf Ökologie Technik Verbraucherberatung 18. Mai 2021 Hinweis: Die Bildrechte zu den Beitragsfotos finden Sie am Ende des Artikels Die Gen-Schere unter Kontrolle halten! Aufruf an die Politik (WK-intern) – In einem gemeinsamen Aufruf setzen sich Organisationen aus den Bereichen Wissenschaft, Landwirtschaft, Imkerei und Umweltschutz kritisch mit einem Bericht der EU-Kommission zum Einsatz Neuer Gentechnik bei Pflanzen und Tieren auseinander. Sie bemängeln, dass der Bericht der Kommission die Risiken für Mensch und Umwelt nicht ausreichend berücksichtigt und damit zu politischen Entscheidungen führen könne, die das Vorsorgeprinzip beschädigen. Die Organisationen fordern eine strikte Regulierung der Neuen Gentechnik. Ihr Aufruf „Die Gen-Schere regulieren!“ adressiert Anwendungen der Neuen Gentechnik wie der Gen-Schere CRISPR/Cas, mit denen die biologischen Eigenschaften von Pflanzen und Tieren tiefgreifend verändert werden können, ohne dass dafür artfremde Gene eingeführt werden müssen. Die Organisationen fordern, dass alle aus diesen Anwendungen resultierenden Organismen auch in Zukunft dem Gentechnikgesetz unterliegen müssen. Nach Ansicht der Organisationen ist es nach wissenschaftlichen Kriterien nicht möglich, bestimmte Anwendungen der Neuen Gentechnik pauschal für sicher zu erklären. Wie groß die Risiken bestimmter Organismen für Mensch und Umwelt tatsächlich sind, kann erst nach einer eingehenden Prüfung entschieden werden – nicht aber vorab oder nur aufgrund von beabsichtigten Eigenschaften der Gentechnik-Organismen, wie der Bericht der EU-Kommission nahelegt. Trotz vieler Fakten und Befunde, die die Notwendigkeit für eine eingehende Risikoprüfung zeigen, scheint die EU-Kommission zu erwägen, für viele Pflanzen und Tiere die Auflagen für eine verpflichtende Zulassungsprüfung und Kennzeichnung abzuschwächen oder ganz aufzuheben. Entsprechende Pflanzen und Tiere könnten sogar der konventionellen Züchtung völlig gleichgestellt werden. Ungewollte Auswirkungen, die durch die Verfahren der gentechnischen Veränderungen ausgelöst werden, würden dann nicht im Detail untersucht. Dies entspräche den extremen Forderungen von AkteurInnen aus Industrie und industrienaher Forschung. Die Organisationen warnen gemeinsam davor, dass eine Umsetzung dieser Pläne unvermeidlich zu einer erheblichen Gefährdung von Mensch, Tier und Umwelt führen würde. Weitere Informationen: http://www.testbiotech.org/node/2734 Erster Zulassungsantrag für CRISPR/Cas-Pflanzen in der EU Mais ist resistent gegen Herbizide und produziert Insektengift In der Datenbank der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) findet sich ein erster Antrag auf Importzulassung von mit CRISPR/Cas manipulierten Pflanzen. Mais DP915635 der Firma Pioneer (assoziiert mit DowDupont/Corteva) ist resistent gegen das Herbizid Glufosinat und produziert ein Insektengift, das in bestimmten Farnen zu finden ist, die auf Bäumen wachsen. Die Firma hat in Europa bereits Patente auf entsprechende Pflanzen erhalten. Der Mais wurde mit einer Kombination von ‚alter‘ und ‚neuer‘ Gentechnik (Genome Editing) erzeugt: Um die ‚Gen-Schere‘ CRISPR/Cas in die Pflanzenzellen zu bringen, wurden diese zunächst mit Partikeln beschossen (‚Genkanone‘). In der Folge produzierten die Zellen das Enzym für die Gen-Schere, die eine zusätzliche DNA-Sequenz in das Erbgut des Mais einfügte. Diese DNA-Sequenz soll den Einbau weiterer Gene erleichtern und wird deswegen auch als ‚Landing Pad‘ bezeichnet. In einem weiteren Schritt, bei dem wieder die ‚alte Gentechnik‘ zum Einsatz kam, wurde dann ein Genkonstrukt in das ‚Landing Pad‘ und damit in das Erbgut des Mais übertragen, das die Resistenz gegen das Herbizid und die Produktion des Toxins aus dem Baumfarn vermittelt. Dieser umständliche Weg der Genübertragung war notwendig, weil die Gen-Schere CRISPR/Cas für den Einbau von längeren DNA-Sequenzen wenig effizient ist. Im Ergebnis bieten diese Pflanzen im Hinblick auf ihre Eigenschaften und die Risiken keinen wirklichen Fortschritt gegenüber der ‚alten Gentechnik‘. Allerdings könnte das ‚Landing Pad‘ die Herstellung transgener Pflanzen effizienter machen und somit Vorteile für die Firma bieten. „In den letzten 30 Jahren haben die Konzerne fast ausschließlich Gentechnik-Pflanzen mit Herbizidresistenz und Insektengiftigkeit produziert und vermarktet. Im Ergebnis ist die Belastung für die Umwelt gestiegen“, sagt Christoph Then für Testbiotech. „Es ist interessant zu sehen, dass CRISPR/Cas hier kaum Vorteile bietet: Das mehrstufige Verfahren kann viele ungewollte Veränderungen im Erbgut auslösen, die mit Risiken einhergehen. Die Eigenschaften der Gentechnik-Pflanzen bringen keine echten Vorteile für die Umwelt.“ Die Firma hat sich die CRISPR/Cas-Pflanzen in Europa durch Patente schützen lassen: EP3191595 beansprucht den Einsatz der Gen-Schere in Mais und Soja sowie die entsprechenden Pflanzen mit dem ‚Landing Pad‘. EP3102592 und EP3102684 umfassen zudem transgene Pflanzen, die das Insektengift des Baumfarns produzieren. Neben diesen drei erteilten europäischen Patenten haben die Firmen DowDupont/Corteva/Pioneer (die in jüngster Zeit mehrfach umstrukturiert wurden) bereits zahlreiche weitere Patentanträge auf die Technologie und entsprechende Pflanzen angemeldet. PM: Verein Testbiotech Weitere Beiträge:Der größte Batteriespeicher Europas wird offiziell seiner Bestimmung übergebenEnergiesparmesse: expoEnergy zum Thema Energie, Bauen und WasserHybrid-Performance: Wärmepumpe und KWK in Kombination