Werbung Lokale Energiepartnerschaften: So beschleunigt Regionalstrom die Energiewende vor Ort Erneuerbare & Ökologie 3. Juni 2025 Hinweis: Die Bildrechte zu den Beitragsfotos finden Sie am Ende des Artikels (WK-intern) – Deutschland steht mitten in einer der größten Transformationen seiner Energieversorgung. Das Ziel der Energiewende besteht darin, fossile Energieträger durch erneuerbare Quellen zu ersetzen und die Energieproduktion klimaneutral zu gestalten. Doch auf dem Weg dorthin ergeben sich zahlreiche Herausforderungen, unter anderem der schleppende Netzausbau, die Akzeptanz neuer Anlagen bei den Anwohnern und die Integration dezentral erzeugter Energie in bestehende Strukturen. Welche Lösungen dafür heute bestehen, zeigt der folgende Beitrag. Vernetzung von Bürgern, Kommunen und Erzeugern Einen Lösungsansatz, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, stellen lokale Energiepartnerschaften dar. Diese vernetzen Bürger, Kommunen und Erzeuger in der Region, stärken die Wertschöpfung vor Ort und tragen dazu bei, die Energiewende gesellschaftlich breiter abzusichern. Auch Energiegenossenschaften setzen auf dieses Prinzip und liefern Ökostrom direkt vom Erzeuger – teils außerhalb klassischer lokaler Partnerschaften, aber dennoch getragen von ähnlichen Werten wie Bürgerbeteiligung, Transparenz und regionaler Wertschöpfung. Diese Verbindung zwischen Produktion und Verbrauch sorgt für mehr Transparenz, Unabhängigkeit und stärkt das Bewusstsein für die Herkunft des eigenen Stroms. Regionale Energiepartnerschaften: Modelle mit Zukunft In Schleswig-Holstein zeigt ein weitreichendes Modell, wie lokale Energiepartnerschaften konkret ausgestaltet werden können. Die Schleswig-Holstein Netz AG, eine Tochtergesellschaft der HanseWerk AG, betreibt nicht nur Strom- und Gasnetze, sondern wird auch zu etwa 34 Prozent von rund 450 Kommunen im Land gehalten. Diese kommunale Beteiligung sichert den Kommunen sowohl eine feste Einflussmöglichkeit, als auch eine jährliche Dividende. Das Besondere: Die Kommunen können Entscheidungen aktiv mitgestalten, zum Beispiel, wenn es um Investitionen in den Netzausbau oder bei der Umsetzung von Projekten zur Integration erneuerbarer Energien geht. Diese Nähe zwischen dem Infrastrukturbetreiber und der Kommune hat wesentlich dazu beigetragen, dass Schleswig-Holstein heute einen Spitzenplatz bei der Nutzung erneuerbarer Energien einnimmt. Bei genossenschaftlichen Modellen handelt es sich um einen weiteren zentralen Baustein lokaler Energiepartnerschaften. Die BürgerEnergie RheinMain eG betreibt beispielsweise unter anderem Photovoltaikanlagen, Blockheizkraftwerke und Nahwärmenetze in der Rhein-Main-Region. Mitglieder der Genossenschaft können Anteile erwerben und durch diese unmittelbar am wirtschaftlichen Erfolg der Projekte partizipieren. Durch die aktive Beteiligung an der Netzeigentumsgesellschaft Mörfelden-Walldorf wird zudem das Ziel verfolgt, den lokalen Stromvertrieb stärker in Bürgerhand zu bringen. Genossenschaften wie diese ermöglichen es den Bürger:innen, nicht nur passive Konsumenten, sondern aktive Mitgestalter der Energiewende zu sein. Direktvermarktung und Regionalstrom: Neue Wege für die Energiewirtschaft Seit der Einführung des EEG 2012 sind die Betreiber großer erneuerbarer Erzeugungsanlagen dazu verpflichtet, ihren Strom direkt zu vermarkten. Dabei verkaufen sie den erzeugten Strom eigenständig oder über Vermarkter direkt an Stromhändler oder Endverbraucher. Der Vorteil: Die Produzenten erhalten Marktprämien, die den schwankenden Börsenstrompreis ausgleichen, was ihnen stabile Einnahmen sichert. Zudem fördert die Direktvermarktung die Marktintegration erneuerbarer Energien, da die Erzeuger lernen müssen, ihre Einspeisung besser zu prognostizieren und an den tatsächlichen Strombedarf anzupassen. Regionale Energieprojekte setzen zunehmend auf die Direktvermarktung, um die Bürger vor Ort direkt zu beliefern. So entstehen Modelle, bei denen Verbraucher nicht anonym über Großhändler, sondern gezielt aus der Region beliefert werden. Ökostrom vom Erzeuger – konkret umgesetzt Beispiele wie „Regionalstrom Franken“ oder „Unser Landstrom“ zeigen, dass Bürgerinnen und Bürger heute die Wahl haben, ihren Strom aus lokal erzeugter Wind-, Solar- oder Bioenergie zu beziehen. Dabei legen die Anbieter besonderen Wert auf transparente Herkunftsnachweise und faire Preise. Dies unterscheidet solche Angebote von den klassischen „Ökostromtarifen“, bei denen die Herkunft des Stroms in der Regel lediglich über anonyme Herkunftszertifikate nachgewiesen wird. Gerade durch diese neue Transparenz entwickelt sich eine stärkere Bindung zwischen Verbraucher und Erzeuger. Regionale Energieprodukte werden damit zu einem wichtigen Baustein der Akzeptanzförderung und der Identifikation mit der Energiewende. Energy Sharing: Gemeinschaftliche Nutzung neu gedacht Das Energy Sharing ist ein neues Konzept, das in Deutschland durch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU (RED II) gestärkt wird. Es ermöglicht Gemeinschaften, gemeinsam erzeugten Strom zu nutzen, ohne dass dieser über das allgemeine Netz verkauft werden muss. Dies hat zum Ziel, die lokalen Energiegemeinschaften zu fördern und die Bürgerbeteiligung an der Energiewende auszubauen. Im Landkreis Osnabrück planen zum Beispiel die Bürgerwerke eG gemeinsam mit den Kommunen und Energiegenossenschaften ein Pilotprojekt, bei dem Mitglieder gemeinschaftlich erzeugten Solarstrom direkt untereinander nutzen können. Derzeit arbeitet auch das Bundeswirtschaftsministerium an gesetzlichen Anpassungen, die solche Modelle künftig vereinfachen sollen. Herausforderungen und Potenziale Obwohl das Energy Sharing ein enormes Potenzial für die lokale Wertschöpfung und Akzeptanz bietet, gibt es dennoch gewisse Hürden. Besonders die Netzentgelte, Abgaben und die bisherige Regulierung stellen hohe Anforderungen an die Umsetzung. Dennoch könnten Energy-Sharing-Modelle in Zukunft eine Schlüsselrolle bei der dezentralen Organisation der Energieversorgung spielen. Gerade in Verbindung mit smarten Messsystemen und digitaler Steuerung lassen sich lokal erzeugte und genutzte Energiemengen effizient verwalten, was sowohl die Netze entlastet als auch die Versorgungssicherheit stärkt. Warum regionale Energiepartnerschaften die Akzeptanz stärken Viele Widerstände gegen Windkraft- oder Solaranlagen entstehen, weil die Betroffenen sich übergangen fühlen oder die wirtschaftlichen Vorteile ausschließlich großen Investoren zugutekommen. Lokale Energiepartnerschaften durchbrechen jedoch dieses Muster. Die Kommunen, Bürger oder Genossenschaften werden selbst zu Akteuren. Gehört ein Windrad der eigenen Gemeinde oder wird eine PV-Anlage von der örtlichen Bürgerenergiegenossenschaft betrieben, steigt die Akzeptanz erheblich. Auch Studien, etwa des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI, belegen, dass die Bürgerbeteiligung ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Umsetzung der Energiewende ist. Regionale Wertschöpfung stärkt die lokale Wirtschaft Regionale Energiepartnerschaften sorgen nicht nur für eine höhere Akzeptanz, sondern auch für wirtschaftliche Impulse. Die Einnahmen aus dem Betrieb von Anlagen bleiben in der Region, lokale Handwerksbetriebe profitieren von Aufträgen und die Kommunen von den Gewerbesteuereinnahmen. Eine Studie der Agentur für Erneuerbare Energien beziffert die Wertschöpfung durch erneuerbare Energien in Deutschland auf rund 16 Milliarden Euro jährlich – ein großer Teil davon entfällt auf den ländlichen Raum. Foto: Image by Sebastian Ganso from Pixabay Weitere Beiträge:MVV setzt mit Nachhaltigkeit profitables Wachstum fortBundesnetzagentur aktualisiert die Anforderungen an die Cybersicherheit im EnergiebereichImmer mehr Unternehmen schließen CO2-steuerfreie Strombezugsverträge und versorgen sich mit Wind- od...