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EU-Raumplanung soll Naturrestaurierung und wirtschaftliche Produktivität wieder in Einklang bringen

Artenschutz in den Wäldern / Foto: HB
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Naturrestaurierung und Landnutzung im Gleichgewicht: Ein Weg zu nachhaltigem Wachstum in der EU

(WK-intern) – Können Naturrestaurierung und wirtschaftliche Produktivität Hand in Hand gehen?

Eine neue Studie zeigt, dass die ehrgeizige EU-Naturrestaurierungsverordnung (NRR) für die Erreichung der Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt und zum Klimaschutz unerlässlich ist und umgesetzt werden kann, ohne die Versorgung mit land- und forstwirtschaftlichen Produkten zu beeinträchtigen.

Die Integration von Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt in Landbewirtschaftungsstrategien ist entscheidend für langfristige Nachhaltigkeit. So kann sichergestellt werden, dass Ökosysteme weiterhin wichtige Leistungen wie Bestäubung, Wasserreinigung und Kohlenstoffspeicherung erbringen, die die land- und forstwirtschaftliche Produktion unterstützen. Wird die biologische Vielfalt zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher Vorteile vernachlässigt, kann die Verschlechterung der Ökosysteme zu Bodenerosion, dem Verlust der natürlichen Schädlingsbekämpfung und einer verringerten Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel führen, was letztlich sowohl der Natur als auch den Lebensgrundlagen schadet.

Mithilfe eines integrierten Raumplanungsansatzes zeigen die Autoren der neuen, in Nature Ecology & Evolution veröffentlichten Studie, dass strategische Renaturierungsmaßnahmen erhebliche Vorteile für die biologische Vielfalt und das Klima bringen und gleichzeitig die kontinuierliche Nahrungsmittel- und Holzproduktion in ganz Europa sicherstellen können.

„Wir wollten untersuchen, ob Ziele der Wiederherstellung der Natur und wirtschaftliche Erfordernisse grundsätzlich im Widerspruch zueinander stehen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Wiederherstellung bei sorgfältiger Planung tatsächlich zu einer Win-Win-Situation für Biodiversität und nachhaltige Produktion führen kann“, erklärt Hauptautorin Melissa Chapman, Absolventin des IIASA Young Scientists Summer Program und Gewinnerin des IIASA Peccei Award 2022, die nun Assistenzprofessorin an der ETH Zürich ist. „Was als kleines Sommerprojekt begann, entwickelte sich aufgrund der sich entwickelnden politischen Diskussionen zu einer mehrjährigen Zusammenarbeit. Dadurch ist die Analyse umfassender und politisch relevanter“, sagt sie.

Ohne die Umsetzung des NRR dürften die Biodiversitätsverluste in Europa anhalten oder sich sogar verschärfen. Daher sind Wiederherstellungsbemühungen zur Eindämmung dieser Rückgänge von entscheidender Bedeutung. Die Studie liefert wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie Landnutzung effizient eingesetzt werden kann, um unter verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Szenarien Schutz-, Wiederherstellungs- und Produktionsziele zu erreichen. Diese Forschung ist besonders relevant und aktuell, da die EU-Mitgliedstaaten ihre nationalen Wiederherstellungspläne vorbereiten, um das Ziel des NRR zu erreichen, bis 2030 20 % der Land- und Wasserressourcen wiederherzustellen.

„Die Bewirtschaftung von Ackerland, Weideland oder Wald ist sehr vielfältig und beeinflusst die Auswirkungen auf Biodiversität, Klima und wirtschaftliche Aktivitäten. Dies stellt unser Verständnis der vielen Zielkonflikte im Zusammenhang mit der zukünftigen Landbewirtschaftung in der EU in Frage. Diese Vielfalt bietet aber auch die Chance, Win-Win-Lösungen zu finden“, sagt David Leclère, Koautor der Studie und leitender Wissenschaftler in der Forschungsgruppe „Integrated Biosphere Future“ des IIASA.

„Unser Ansatz ermöglicht die gleichzeitige Berücksichtigung und Planung mehrerer Maßnahmen und Sektoren, minimiert potenzielle Konflikte und nutzt den Beitrag jedes Sektors zur Nahrungsmittel- und Holzversorgung, zum Naturschutz und zum Klimaschutz strategischer“, ergänzt Studienkoautor Martin Jung, leitender Wissenschaftler in der Forschungsgruppe „Biodiversität, Ökologie und Naturschutz“ des IIASA.

Bei der Ausarbeitung ihrer nationalen Wiederherstellungspläne werden die EU-Mitgliedstaaten Schlüsselgebiete, Arten und Lebensräume skizzieren, die von Wiederherstellungsmaßnahmen betroffen sind, und Basis- und Zielniveaus für Wiederherstellungsindikatoren sowie Umsetzungsmechanismen festlegen.

„Diese Arbeit und ähnliche Studien auf nationaler Ebene können zur Gestaltung von Plänen zur Wiederherstellung der Natur beitragen. Sie können helfen, die Schwerpunktbereiche für Wiederherstellung und Schutz zu identifizieren, abzuschätzen, wie diese Bemühungen gleichzeitig den Klimawandel bekämpfen können, und zu untersuchen, wie sich die Pläne auf Branchen wie die Land- oder Forstwirtschaft auswirken könnten. Dies wiederum hilft zu bestimmen, welche Art von finanzieller oder sonstiger Unterstützung die relevanten Sektoren benötigen“, so Piero Visconti, der die Studie konzipiert hat und die Forschungsgruppe für Biodiversität, Ökologie und Naturschutz am IIASA leitet.

Das Internationale Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) ist ein internationales wissenschaftliches Institut, das die entscheidenden Fragen des globalen ökologischen, wirtschaftlichen, technologischen und sozialen Wandels des 21. Jahrhunderts erforscht. Unsere Ergebnisse bieten politischen Entscheidungsträgern wertvolle Optionen, um die Zukunft unserer sich verändernden Welt zu gestalten. Das IIASA ist unabhängig und wird von renommierten Forschungsförderorganisationen in Afrika, Amerika, Asien und Europa finanziert. www.iiasa.ac.at


Balancing nature restoration and land use: a path to sustainable growth in the EU

Can nature restoration and economic productivity go hand in hand? A new study finds that the EU’s ambitious Nature Restoration Regulation (NRR) is essential to achieving biodiversity conservation and climate mitigation targets and that it could be implemented without compromising the supply of agricultural and forest products.

Ensuring that biodiversity conservation actions are integrated with land management strategies is key for long-term sustainability. Doing so can ensure that ecosystems continue to provide essential services such as pollination, water purification, and carbon storage, all of which support agriculture and forestry production. If biodiversity is neglected in favor of short-term economic gains, ecosystem degradation can lead to soil erosion, loss of natural pest control, and reduced resilience to climate change, ultimately harming both nature and livelihoods.

By using an integrated spatial planning approach, the authors of the new study published in Nature Ecology & Evolution show that strategic restoration efforts can yield significant biodiversity and climate benefits while ensuring continued food and timber production across Europe.

“We wanted to explore whether nature restoration goals and economic needs are inherently at odds. Our findings suggest that, with careful planning, restoration can indeed lead to a win-win scenario for biodiversity and sustainable production,” explains lead author Melissa Chapman, an alumna of the IIASA Young Scientists Summer Program and winner of the 2022 IIASA Peccei Award, who is now an incoming assistant professor at ETH Zürich. “What started as a small summer project turned into a multi-year collaborative effort due to evolving policy discussions. As a result, the analysis is more comprehensive and policy-relevant,” she says.

Without the implementation of the NRR, biodiversity losses in Europe are expected to continue or worsen, making restoration efforts critical for mitigating these declines. The study provides scientific insights into how land use can be allocated efficiently to meet conservation, restoration, and production goals under different economic and policy scenarios. This research is particularly relevant and timely as EU Member States prepare their National Restoration Plans to fulfill the NRR’s goal of restoring 20% of land and water by 2030.

“There is large diversity with which cropland, pasture, or forest can be managed, and how that impacts biodiversity, climate, and economic activities. This challenges our understanding of the many trade-offs associated with future EU land management, but this diversity can also be an opportunity to identify win-win solutions,” says David Leclère, a study coauthor and senior research scholar in the IIASA Integrated Biosphere Future Research Group.

“Our approach enables the simultaneous consideration and planning of multiple actions and sectors, minimizing potential conflicts and more strategically utilizing each sector’s contribution to food and timber provision, nature conservation, and climate mitigation,” adds study coauthor Martin Jung, a senior research scholar in the IIASA Biodiversity, Ecology, and Conservation Research Group.

As EU Member States draft their National Restoration Plans, they will outline key areas, species, and habitats targeted by restoration measures and determine baseline levels and targets levels of restoration indicators as well as implementation mechanisms.

“This work, and similar studies done at national scales, can help shape Nature Restoration Plans. It can help to identify which areas to focus on for restoration and conservation, estimate how these efforts can simultaneously fight climate change, and look at how the plans might affect industries like farming or forestry, which in turns helps to determine what kind of financial or other support the relevant sectors might need,” concludes Piero Visconti, who conceived the study and leads the Biodiversity, Ecology, and Conservation Research Group at IIASA.

The International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) is an international scientific institute that conducts research into the critical issues of global environmental, economic, technological, and social change that we face in the twenty-first century. Our findings provide valuable options to policymakers to shape the future of our changing world. IIASA is independent and funded by prestigious research funding agencies in Africa, the Americas, Asia, and Europe. www.iiasa.ac.at

PR: Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) 

EU-Raumplanung soll Naturrestaurierung und wirtschaftliche Produktivität wieder in Einklang bringen – Artenschutz in den Wäldern / Foto: HB








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