Werbung Wie Deutschland Abhängigkeiten bei grünen Energieträgern vorbeugen kann Forschungs-Mitteilungen Ökologie 1. Dezember 2025 Hinweis: Die Bildrechte zu den Beitragsfotos finden Sie am Ende des Artikels Handel auf einem globalen Markt: Deutschland sollte sich bei sauberen Energiegütern nicht zu abhängig von Ländern machen, deren Marktanteile in diesem Bereich wachsen – allen voran China. (WK-intern) – Wie schädlich das potenziell sein kann, hat die Gaskrise in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine gezeigt. Forschende des vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt geförderten Kopernikus-Projekts Ariadne stellen in einem neuen Report erstmals Zusammenhänge zwischen politischen Maßnahmen und spezifischen Marktversagen für saubere Energiegüter her. Saubere Energiegüter, also Technologien wie Solarmodule und die für ihre Herstellung benötigten Rohstoffe, sind laut Autoren zukünftig nicht nur wichtig für den Klimaschutz, sondern auch für das Wirtschaftswachstum. „2023 machten saubere Energiegüter 10 Prozent des Wachstums des globalen Bruttoinlandsprodukts aus. Für Deutschland gilt deshalb, aus der Abhängigkeit von russischem Gas zu lernen und sich bei grünen Technologien künftig nicht von China abhängig zu machen“, erklärt Ariadne-Forscher Michael Jakob von Climate Transition Economics. Globale Importabhängigkeiten gefährden laut Autoren den lokalen Markt – besonders dann, wenn die Einfuhr eines Guts oder einer Technologie aus wenigen Ländern oder nur einem Land einen hohen Anteil am Gesamtinlandsverbrauch ausmacht. Der Ariadne-Report des Teams von Climate Transition Economics, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, dem Joint Research Centre of the European Commission, dem Center for Energy and Environmental Policy Research und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zeigt auf, wie Importabhängigkeiten sich bei verschiedenen Gütern unterscheiden. Die Forschenden differenzieren zwischen Marktversagen, die zu einer zu geringen inländischen Produktion führen und solchen, die eine zu geringe Diversifizierung und damit zu geringe Resilienz zur Folge haben. Zu ersterem zählen beispielsweise die Konzentration der Produktion auf wenige Standorte, weil die Stückkosten bei höheren Mengen niedriger sind. Zweiteres geht zum Beispiel auf Informations- und Koordinationsprobleme innerhalb der Lieferkette zurück. Darüber hinaus investieren Unternehmen zu wenig in vorsorgende Lagerhaltung und diversifizierte Lieferketten, weil sie erwarten, dass in Krisenzeiten der Staat einspringt. Policy-Mix aus Maßnahmen einsetzen, der internationalen Handel am wenigsten beschränkt Zur Unterstützung von inländischer Produktion, Diversifizierung und Resilienz von Unternehmen im Marktumfeld grüner Technologien, untersuchen die Forschenden die Effekte verschiedener politischer Maßnahmen. Dabei betrachten sie finanzielle Förderung, Forschung und den Aufbau von Infrastruktur als ein Mittel, um die Produktion im Inland zu stärken. Staatliche garantierte Mindestabnahme-Mengen oder staatlich finanzierte Vorhaltekapazitäten können eine Mindestversorgung auf dem heimischen Markt sicherstellen. Zur Vermeidung von Versorgungsengpässen von kurzfristig zentralen Gütern, wie Energie und Rohstoffe, raten die Autoren zu strategischen Reserven in größeren Mengen. Für Bauteile wie zum Beispiel Mikrochips sind solche Reserven wegen der hohen Spezialisierung und des hohen Wertverfalls dagegen weniger geeignet. Die Forschenden warnen vor allgemeinen Handelsbeschränkungen. Obwohl diese ein naheliegender Weg sind, um inländische Hersteller vor ausländischer Konkurrenz zu schützen, erhöhen sie die Kosten für importierte Güter. Handelspartner können außerdem mit eigenen Handelsbarrieren reagieren. Die Nachfrage nach importierten Gütern kann durch den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft verringert werden. Zusätzlich schlagen die Forschenden Handelsquoten und gestaffelte Zollkontingente vor, die sicherstellen, dass der Importanteil aus einem einzelnen Land unter einem festgesetzten Schwellwert bleibt. Das fördert Freihandel und Wettbewerb, ist ohne zusätzliche Steuermittel umsetzbar und vermeidet gleichzeitig übermäßige Abhängigkeiten. „Zollkontingente wurden beispielsweise für Elektro- und Hybridfahrzeuge in Brasilien eingeführt. Wenn die Importe von einem einzelnen Handelspartner das festgelegte Kontingent überschreiten, greift für alle zusätzlichen Importe aus diesem Land ein höherer Zollsatz“, erklärt Mit-Autor Joschka Wanner von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Darüber hinaus ist es laut Autoren angesichts der Komplexität von Lieferketten wichtig, dass Unternehmen eine Informationsgrundlage über die Subunternehmer ihrer Zulieferer haben. Nur so kann bei Unterbrechungen entlang der Lieferkette an richtiger Stelle reagiert werden. Hier können Stresstests, wie sie im Finanzsektor durchgeführt werden, ein Vorbild sein. In dem Report wird deutlich, dass Maßnahmen gegen Importabhängigkeit von sauberen Energiegütern häufig nur indirekt auf das Marktversagen zielen und Abhängigkeiten nicht grundsätzlich vermeiden. Damit Deutschland künftig nicht in neue Importabhängigkeiten gerät, sollte es sich deshalb mit einem Instrumentenmix aufstellen, der Marktversagen möglichst gezielt angeht, ohne den internationalen Handel übermäßig zu beschränken. Importabhängigkeit bei sauberen Energiegütern – Marktversagen und Politikinstrumente (2025): Michael Jakob, Matthias Kalkuhl, Robert Marschinski, Michael Mehling, Joschka Wanner. Kopernikus-Projekt Ariadne, Potsdam. Weblink zum Report: https://ariadneprojekt.de/publikation/report-importabhaengigkeit-bei-sauberen-energieguetern-marktversagen-und-politikinstrumente/ Institute der beteiligten Autoren: Climate Transition Economics, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Joint Research Centre of the European Commission, Center for Energy and Environmental Policy Research, Julius-Maximilians-Universität Würzburg PM: Kommunikation Ariadne – Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) PB: Report: Importabhängigkeit bei sauberen Energiegütern – Marktversagen und Politikinstrumente / ©: PIK Weitere Beiträge:Zollabkommen: Keine pauschale Anerkennung von US-FahrzeuggenehmigungenWege in ein nachhaltiges Energiesystem der ZukunftBeschleunigung der Wärmewende und des Klimaschutzes im Gebäudesektor